1. Buch (1.Phase)

      Rousseau kritisiert die damals vorherrschenden Verhältnisse seiner Zeit, insbesondere in Hinblick auf die erzieherischen Aspekte.

      Man versuche den Menschen seiner Natürlichkeit zu berauben. „Alles, was aus den Händen des Schöpfers kommt, ist gut; alles entartet unter den Händen des Menschen“ (Rousseau 1993, S.9). Der Mensch wird zum Beispiel durch das damals übliche „Wickeln“ in seiner natürlichen Bewegung eingeschränkt (vgl. Rousseau 1993, S.16).

      „Nichts will er haben, wie es die Natur gemacht hat, selbst den Menschen nicht. Man muß ihn, wie ein Schulpferd, für ihn dressieren; man muß ihn nach seiner Absicht stutzen wie einen Baum seines Gartens“(vgl. Rousseau 1993, S.9). 

 

Quelle: http://www.kostuem.waszmann.de/deutsch/html/body_18_jhd_saeuglingskleidung_.htm


      „>>Kaum ist das Kind geboren, kann es seine Glieder frei recken und bewegen, so fesselt ihr es von neuem. Man wickelt es und legt es mit unbewegbarem Kopf und ausgestreckten Beinen, die Arme an den Körper angelegt, hin. Es wird in Bänder und Windeln verschnürt, daß es sich nicht mehr rühren kann. Man kann von Glück reden, wenn nicht so geschnürt wird, daß es noch atmen kann, und wenn man es vorsichtshalber auf die Seite gelegt hat, daß der Speichel abfließt. Denn es könnte selber den Kopf nicht drehen, um den Abfluß zu erleichtern<<“ (Rousseau 1993, S.16).

      „So werden die für den Wachstumstrieb notwendigen Bewegungen verhindert. Das Kind erschöpft seine Kräfte, das Hindernis zu beseitigen, und verzögert seine Entwicklung“ (vgl. Rousseau 1993, S.16).

      „Die Untätigkeit und die Beengtheit der Glieder hindern den Blut- und saftumlauf, verhindern Wachstum und Kräftigung und schädigen so seine Gesundheit. Wo man diese übertriebenen Maßnahmen nicht kennt, sind die Menschen groß, stark und wohlgebaut. Wo man Kinder wickelt, wimmelt es von Buckligen, Hinkenden, Krummbeinigen, Krüppeln, Rachitikern und Verwachsenen aller Art“ (Rousseau 1993, S.16).

      „Muß ein so grausamer Zwang nicht das Gemüt und den Charakter der Kinder beeinflussen? Ihr erster Eindruck ist Schmerz und Leid: nichts Widerstände bei allen notwenigen Bewegungen; unglückluger als ein Verbrecher in Ketten, strengen sie sich vergebens an, werden zornig und schreien“ (Rousseau 1993, S.17).


Quelle: http://www.kostuem.waszmann.de/deutsch/html/body_18_jhd_saeuglingskleidung_.htm

      --> „Woher kommt dieser widersinnige Brauch? Von einem naturwidrigen Brauch. Seitdem die Mütter, pflichtvergessen, ihre eigenen Kinder nicht mehr stillen wollen, müssen sie sie gewinnsüchtigen Frauen anvertrauen. Diese geben sich natürlich keine Mühe, da sie als Mütter fremder Kinder keinen Naturtrieb hin sich fühlen. Ein ungewickeltes Kind müßte man unaufhörlich behüten; ein gewickeltes wirft man in die Ecke und kümmert sich nicht um sein Geschrei“ (Rousseau 1993, S.17).

      Zu den Mutterpflichten schreibt Rousseau: „Über die Pflicht der Frauen gibt es keinen Zweifel “ (Rousseau 1993, S.18).

  Quelle: http://upload.wikimedia.org/wikipedia/de/0/08/JH-Campe.JPG

      --> Auch Campe wendet sich in der „Allgemeinen Revision“ gegen erzieherische Missstände und greift u.a. auch das Thema „Wickeln“ auf. Zudem äußert er sich in seinen Schriften ebenfalls über die Bestimmung der Frau und schreibt in Bezug auf die Mutterpflichten: „Denn euch ihr Mütter, hat die Vorsehung recht eigentlich dazu ausersehen, die pflegenden und bildenden Schutzengel der von euch geborenen Kinder in den ersten Jahren ihres dürftigen Erdenlebens zu seyn. Euch legte sie, zum Zeichen dieses Berufs, die erste Nahrung des Kindes, die Muttermilch in den Busen, und verband Ausspendungen derselben mit zu viel Reitz für euch, daß ihr um so weniger Ursache haben möget, diese erste Erweisung euer Mutterpflicht, wofern nicht Noth euch dazu zwänge, einer feilen Amme abzutreten. […]. Mütter; euer Beruf ist nicht zweifelhaft; Gott selbst hat ihm mit großer leserlicher Schrift eurem ganzen Wesen eingedrückt: wehe denen unter euch, die, schwindelnd von den Zerstreuungen eines üppigen Modelebens, die Augen davor zu verschließen wagen" (CAMPE 1785)

      „…die ihr, von der Würde euer Bestimmung, als Gattin und Mutter, durchdrungen, den ganzen Umfang euer heiligen Pflichten recht genau zu kennen wünscht, um ihnen allen mir dem freudigsten Eifer auf das gewissenhafteste nachzugehen. Gute Mütter! Friede sey mit euch am Abend eures Lebens“ […] (CAMPE 1785).


Quelle: http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Bild:Fran%C3%A7ois_Clouet_002.jpg&filetimestamp=20050519071321

      In der Erkenntnis dieser Missstände und seiner Kritik an der allgemeinen gesellschaftlichen Entfremdung, sieht er die Beweggründe eine fiktive und utopische Abhandlung über die Erziehung zu verfassen, welche in fünf Bücher unterteilt ist, in denen er sein Erziehungsideal ausführlich darlegt.

 

  • Wickelbeispiel aus dem Text: das Kind hat einen natürlichen Bewegungsdrang, wenn es auf die Welt kommt. Der Mensch schränkt es ein, indem er es wickelt.

  • Mechanisches Weltbild, Idee, das alles nur gerade wächst wenn man es festbindet, Rousseau vollzieht einen Blickwechsel auf das Organische, die Energien, die Kräfte, die sich frei entfalten müssen.

  • Beispiel: Pflanze, sie wächst zur Sonne, wenn man sie hindert, sucht sie Umwege, wenn man die Hindernisse wegnimmt, wächst sie wieder direkt.
  • Rousseau entwirft dieses Szenario bereits im Gesellschaftsvertrag: "Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten". [1762 veröffentlichte Rousseau sein bedeutendstes politisches Werk, --> den „contrat social“ (= Gesellschaftsvertrag), dessen erster Satz lautete: "Der Mensch ist frei geboren und überall liegt er in Ketten".]
           ("Jetzt müsste/könnte es heißen":
         --> Der Mensch wird frei geboren und überall wird er gewickelt).

 

--> Fazit: Idee von Erziehung als Selbstentfaltung, Wachsenlassen, der Erzieher muss dafür ideale Bedingungen schaffen

 

Manush Bloutian

 

 

 

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